Gastbeitrag: Winterstürme, Windstrom und der deutsche Journalismus

Mühlenschrott nach Orkan – Foto (C): Manfred Knake

Winterstürme, Windstrom und der deutsche Journalismus

Gastbeitrag von Wolfgang Epple

Soziologen, Volkswirte und Journalisten haben das Sagen und das Schreiben, wenn es um die Zukunft unseres Landes geht. Annette Beutler z.B. schreibt für die „Zeit“. Aus Anlass eines „Windstromrekordes“, ausgelöst durch den Wintersturm „Sabine“, der am 10. Februar 2020 über das Land zog, hat sie am 21. Februar 2020 eines der vielen Zeichen für das Elend der Berichterstattung zur sogenannten Energiewende geliefert.
In scheinbar gründliche Recherche gepackt bringt sie zunächst, wenn auch abgemildert, den erkennbaren Irrsinn der Energiewende auf den Punkt: Teurer Geisterstrom, Negativ-Preise an der Strombörse, Entschädigung für nicht produzierten Strom, Redispatch und Netzstabilitätsprobleme… Scheinbar gründlich sei aus dem Artikel belegt: Man lässt sich schließlich inspirieren von der „Denkfabrik“ Agora Energiewende und den Äußerungen der Windkraftbranche, und kolportiert große Teile der dortigen Wunschlisten.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Klima, Naturschutz, Windkraft | Verschlagwortet mit , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Gastbeitrag: Winterstürme, Windstrom und der deutsche Journalismus

17. April 2020: Plattmachen im Wiesenvogelbrutgebiet

Weenermoor, LK Leer: Walzen von Grünland am 17. April 2020, die Rabenkrähen schauen zu, ob etwas für sie übrigbleibt -Foto (C): Eilert Voß

Nach weit verbreiteter Bauernmeinung beginnen Wiesenvögel exakt jeweils „am 10. April in normalen Jahren“ mit dem Nestbau. Deshalb würden Bauern eben vor diesem Termin die Böden schleppen, striegeln oder walzen, um die Bodenbrüter zu schützen, man sei ja für den Umweltschutz. Ein entsprechendes Video aus dem Ostfriesischen mit diesen Worten  kursierte am Ostersonntag, 12. April 2020, beim Messenger WhatsApp.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Landwirtschaft, Naturschutz | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentare deaktiviert für 17. April 2020: Plattmachen im Wiesenvogelbrutgebiet

Was hat die Corona-Pandemie mit Naturschutz zu tun?

Norderney, am stark belaufenen Sandstrand, Nähe Surfschule, 06. Juni 2019: brütender Sandregenpeifer mit viel zu kleinräumiger Absperrung zu seinem Schutz. Diese Art geht durch den Massentourismus im Nationalpark dramatisch zurück. – Foto (C): Eilert Voß

Seit Mitte März 2020 ist schlagartig alles anders geworden: Das winzige Corona-Virus brachte die Welt aus den Fugen. Das Land Niedersachsen verfügte mit seiner fachaufsichtlichen Weisung an die Landkreise die Einschränkung sozialer Kontakte auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Kontaktverbote, neudeutsch „social distancing“, werden polizeilich überwacht. Dazu gehört auch das Verbot der Bereitstellung von Gästebetten, anwesende Touristen mussten die Küste verlassen. Für die Branche bedeutet das nie dagewesene dramatische wirtschaftliche Einbußen. So makaber es aber klingt: Profitieren von der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen werden die vom Massentourismus gefährdeten Bodenbrüter im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Landwirtschaft, Naturschutz, Tourismus, Wattenmeer | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Was hat die Corona-Pandemie mit Naturschutz zu tun?

Gastkommentar: Vom Reichtum zum Endstadium – Anmerkungen zur Entwicklung küstennaher Wiesenlandschaften

Selten gewordenes artenreiches Feuchtgrünland, Gandersum/LK Leer – Foto (C): Eilert Voß

Vom Reichtum zum Endstadium – Anmerkungen zur Entwicklung küstennaher Wiesenlandschaften, von Wolfgang Epple

(Fotos: Eilert Voss, Manfred Knake)

1992 war für mich, Biologe aus Baden-Württemberg, ein besonderes Jahr: Entgegen allgemeiner Bevölkerungsströme zogen wir aus dem Süden der Republik weit in den Norden, auf einen Resthof im Landkreis Wesermarsch, Luftlinie kaum 1, 5 km hinter dem Deich am Jadebusen. Aus dem waldreichen Keuperstufenland in die grünlandreiche Marsch – welch ein Szenenwechsel für einen „Orni“…
Das Besondere: Der Hof in der Norderschweier Moormarsch lag – zufällig – inmitten eines Wiesenbrüterschwerpunktes.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Landwirtschaft, Naturschutz, Windkraft | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Gastkommentar: Vom Reichtum zum Endstadium – Anmerkungen zur Entwicklung küstennaher Wiesenlandschaften

Vogelschutzgebiet Rheiderland: Grünlandumbruch vernichtet Brutplätze

Grünlanderneuerung mit einer Drillmaschine (Einsaat) nach Schlitzen des Bodens , Bunder Hammrich, LK Leer, Feldhase auf der Flucht, 30. März 2020 – Foto (C): Eilert Voß

Die Mäuse waren es! Wenn man in Ostfriesland über Land fährt, kann man die Folgen sehen. Nein, keine Mauselöcher mehr aus den sehr trockenen Sommern 2018 und 2019. Die Mäuse hatten sich in diesen Sommern stark vermehrt und für Schäden an der Grasnarbe gesorgt. Als das Grünland noch überwiegend feuchtes Grünland und nicht so stark entwässert war wie heute, waren Mäuseschäden in diesem Ausmaß nicht bekannt. Und auch die Fressfeinde wie Greifvögel oder Eulen sind rarer geworden. Das Auslegen von Gift ist verboten. Das teilweise mäusegeschädigte Grünland konnte nach Landwirtschaftsangaben nicht mehr genug Futter für die Milchbetriebe liefern. Grünland umzupflügen ist eigentlich verboten, nun darf Bauer umpflügen und neu einsäen, ausnahmsweise, nach Antragstellung und nach Einzelfallprüfung, „höhere Gewalt“ heißt die Begründung.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Landwirtschaft, Naturschutz | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Vogelschutzgebiet Rheiderland: Grünlandumbruch vernichtet Brutplätze

Umweltminister Olaf Lies (SPD) und die Windenergie: vom Saulus zum Paulus?

Wohnen auf dem Lande, hier im Landkreis Aurich – Foto: privat

Wie die Agentur dpd meldet, will sich der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) nach einer Telefonkonferenz mit seinen Länder-Umweltministerkollegen nun doch für größere Abstände von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung einsetzen. Bis vor einer Woche noch hatte sich das Land Niedersachsen mit Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Umweltminister Lies vehement gegen die von Bundeswirtschaftsminister Altmaier (CDU) vorgeschlagene verbindliche 1000 Meter-Abstandregelung von Windkraftanlagen zur Bebauung gewehrt.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Windkraft | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Umweltminister Olaf Lies (SPD) und die Windenergie: vom Saulus zum Paulus?

Meyer-Schiff ´Iona´: keine Zuschauer wegen Corona – landunter in den Brutgebieten

Meyer-Dampfer „Iona“ wird über die Ems an die Nordsee überführt, Höhe Petkum, Gänse verlassen fluchtartig das Schutzgebiet – Foto (C): Eilert Voß

Von den frühen Morgenstunden bis in den Vormittag des 19. März 2020 wurde das neue Kreuzfahrtschiff „Iona“ der Meyer Werft von Papenburg über die enge Unterems an das seeschifftiefe Wasser der Nordsee überführt. Abnehmer des Schiffes ist das britisch-amerikanische Unternehmen P&O-Cruises. Das Novum, als umweltfreundlich beworben, ist der Flüssiggasantrieb (LNG) des Schiffes. Was mit öko beworben wird, muss aber in den Auswirkungen nicht öko sein. Die Unterems gehört zum europäischen Vogelschutzgebiet V10, Emsmarsch von Leer bis Emden.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Ems, Naturschutz | Verschlagwortet mit , , , , , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Meyer-Schiff ´Iona´: keine Zuschauer wegen Corona – landunter in den Brutgebieten

Corona-Pandemie: vorübergehendes Aus für Tourismus

Der Tourismus kommt zum Erliegen, es wird ruhig an der Küste werden, auch zu Ostern. Das Corona-Virus ist die Ursache. Das Land Niedersachsen gab dazu am 18. März 2020 einen Erlass an alle Landkreise, die kreisfreien Städte und die Region Hannover heraus, der Näheres regelt (s.u.). Für die Branche bedeutet das nie dagewesene dramatische wirtschaftliche Einbußen. So makaber es aber klingt: Profitieren von der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen werden die vom Massentourismus gefährdeten Bodenbrüter im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, dazu gehören die bestandsbedrohten Sandregenpfeifer und Zwergseeschwalben. Keine störenden freilaufende Hunde, keine Menschenmassen in oder an den Schutzgebieten; eine ungewohnte Ruhe wird im Großschutzgebiet einkehren. Für eine begrenzte Zeit Natur Natur sein lassen, wer hätte noch vor kurzem gedacht, dass dies auf solch unerwartet-bizarre Weise Wirklichkeit würde…

Bleiben Sie also zuhause, nutzen Sie die Zwangspause zur Entschleunigung – und bleiben sie gesund, es wird nicht ewig dauern. Unser Titelfoto „Keep Calm And Carry On“ („Ruhe bewahren und weitermachen“) hat zwar keinen Bezug zur aktuellen Corona-Krise, kann aber als Motto in diesen schwierigen Zeiten gelten.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Naturschutz, Tourismus | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentare deaktiviert für Corona-Pandemie: vorübergehendes Aus für Tourismus

„Am weiteren Ausbau der Windenergie führt kein Weg vorbei“: NABU und BUND mit am „Runden Tisch“

Vorfahrt für Windenergie? Blick vom Küstenbadeort Bensersiel/LK Wittmund/NDS auf den Windpark Utgast, direkt am EU-Vogelschutzgebiet – Foto (C): Manfred Knake

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) ist einer der politischen Lobbyisten für den weiteren Ausbau der Windenergie auf Landes- und Bundesebene, ein schon fanatisch zu nennender Windkraft-Hardliner, wie nicht wenige Kritiker sagen. Am 09. März 2019 fand ein „Runder Tisch“ in der Niedersächsischen Staatskanzlei in Hannover statt, der einigen Zündstoff bieten wird, für die betroffenen Windparkanwohner bis zur EU-Kommission. Die Absicht: Flächen für die Windkraftnutzung in Niedersachsen sollen verdoppelt und nun auch  Wälder für die Windkraftnutzung geöffnet werden. Die unten stehende Pressemitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz vom 09. März 2020 mit dem Titel „An weiterem Ausbau der Windenergie führt kein Weg vorbei – Runder Tisch zur Zukunft der Windenergie stellt wichtige Weichen“  hat es in sich.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Naturschutz, Verbände, Windkraft | Verschlagwortet mit , , , , , , , | Kommentare deaktiviert für „Am weiteren Ausbau der Windenergie führt kein Weg vorbei“: NABU und BUND mit am „Runden Tisch“

´Santorini`-Havarie und Murphy´s Law

Die „Santorini“ treibt ruderlos in schwerer See vor Helgoland, 25. Feb. 2020 – Foto (C): Havariekommando

Am 25. Februar 2020 havarierte der unter der Flagge von Barbados registrierte Frachter „Santorini“ vor Helgoland in schwerer See. Das nicht beladene Schiff hatte das Ruder verloren und trieb manöverierunfähig in der Nordsee. Der Notschlepper „Nordic“ wurde von seiner Sturmposition zum Havaristen beordert. Es gelang, eine Notschleppverbindung herzustellen. Drei Feuerwehrleute der Feuerwehr Cuxhaven, darunter ein Notarzt, ein Einsatzleiter der Feuerwehr und ein Notfallsanitäter, wurden von einem Hubschrauber der Bundespolizei auf der „Santorini“ abgesetzt. Sie stellten die medizinische Versorgung sicher. Von den 23 Besatzungsmitgliedern an Bord waren 22 Personen unverletzt. Eine leichtverletzte Person wurde ambulant versorgt.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Windkraft | Verschlagwortet mit , , , , , , | Kommentare deaktiviert für ´Santorini`-Havarie und Murphy´s Law